Loving Day

Am 12. Juni ist “Loving Day”. Noch nie davon gehört? Tja, diesen amerikanischen Gedenktag haben Viele hierzulande gar nicht auf dem Schirm. Warum auch? Am Loving Day feiern wir (Ehe-) Paare mit bi-ethnischer Herkunft. Dies ist in Deutschland nach wie vor nicht an der Tagesordnung. Was genau dahinter steckt möchte ich in diesem Blogartikel beleuchten.

Hintergrund des Loving Day

Auch wenn der Name „Loving Day“ an Liebe und Partnerschaft erinnert, hat der Name einen tiefgründigeren Hintergrund. In den USA war es bis in die 60-er Jahre in vielen Bundesstaaten gesetzlich verboten, dass weiße und Schwarze Amerikaner*innen heiraten. Das bi-ethnische Paar Richard und Mildred Loving hat jedoch von 1957-1967 dafür gekämpft und letztendlich erstritten, dass ihre Ehe auch in ihrem Heimatstaat Virginia anerkannt wurde. Das war auch der Grundstein dafür, dass der Oberste Gerichtshof der USA am 12. Juni 1967 durchsetzte, dass Amerika-weit alle auf der „ethnischen“ Herkunft basierenden Eheschließungsverbote gerichtlich aufgehoben wurden. Diese Entscheidung trug in den USA wesentlich zum Ende der „Rassentrennung“ bei. 

Das Datum des Loving Day steht daher mittlerweile für viele bi-ethnische/ bikulturelle Paare und Familien als ein Symbol gegen Rassismus.

Warum sollte der Loving Day weltweit gefeiert werden?

Rassismus und Diskriminierung gibt es weltweit! Es herrscht teils viel Wut und Frustration sowohl in den Minderheits- als auch Mehrheitsgesellschaften. Was verbindet uns mehr als die Liebe? Beim Loving Day geht es nicht nur um die Beziehung zweier Menschen „unterschiedlicher Hautfarbe“. Nein, wir wollen den Sieg der Liebe über willkürliche, lebensfeindlichen Gesetze feiern. Daher steht der Loving Day für alle Paare, die verschiedenste Formen von Rassismus, und/ oder Homo-, Trans*, Inter*Diskriminierung erfahren. Auch sie haben ein Menschenrecht zum Zusammenleben.

Loving Day Hände

Was hat der Loving Day mit Deutschland zu tun?

Bi-kulturelle, -nationale und -ethnische Eheschließungen sind heutzutage in Deutschland gesetzlich erlaubt, aber nach wie vor häufig verpönt. Woran liegt das?

 

Macht die Gesetzeslage den Loving Day in Deutschland überflüssig?

Rein rechtlich gesehen steht Paaren, bei denen z.B. eine Person Rassismus erlebt, nichts im Wege, zu heiraten und eine glückliche Beziehung zu führen. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte besagt in Artikel 16 (Eheschließung, Familie):

1. Volljährige Menschen haben ohne Beschränkung auf Grund von rassistischen Zuschreibungen, der Staatsangehörigkeit oder der Religion das Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen. Sie haben bei der Eheschließung, während der Ehe und bei deren Auflösung gleiche Rechte.

 

In den Köpfen vieler deutscher Mitbürger*innen stößt eine solche Liebe jedoch auf Grenzen

Nun ich denke unsere, deutsche Geschichte hat so einiges damit zu tun. Zuerst die Kolonialzeit und dann die beiden Weltkriege, die mit ihrer Propaganda über Generationen in den Köpfen gewisse Glaubenssätze hinterlassen haben.

Z.B. gab es 1912 im deutschen Reichstag die sogenannte “Mischehendebatte. Sie diente der Vorbereitung einer gesetzlichen Regelung der „interkulturellen“ Ehen und des Status der Nachkommen aus „inter-ethnischen“ Sexualbeziehungen. Die deutsche Kolonialpolitik wollte unbedingt die Barriere zwischen Kolonialherren und Kolonisierten aufrecht erhalten. Und somit haben die damaligen deutschen Parteien Rassenpolitik betrieben. Ein Überbleibsel dieser Vorurteile und Bewertungen gegenüber der damals kolonialisierten Menschengruppen sind bis heute noch teils unbewusst in vielen Köpfen verblieben. Deswegen spielt auch in Deutschland der Loving Day eine Rolle.

 

Hand in Hand begegnen „bi-ethnische“ Paare den Vorurteilen

Jede durchschnittliche Partnerschaft stößt bereits auf genügend Hürden. Unterschiedliche kulturelle Sichtweisen und gesellschaftliche Vorurteile können das Miteinander von „bi-ethnischen“ und bi-kulturellen Paaren jedoch  zusätzlich erschweren. Allein schon wegen des Umfelds. Wieviele Töchter* oder Söhne* werden von ihren Familien verstoßen oder enterbt, weil sie sich in jemanden „mit einer anderen Hautfarbe“ verliebt haben? Wie oft distanzieren sich Freund*innen, weil die Liebenden angeblich nicht zusammen passen? Dabei sollen doch gerade Familie und Freund*innen Rückhalt und Geborgenheit bieten. Wie häufig wird Rassismus oder Diskriminierung ganz anders wahrgenommen, wenn du dich für ein Leben mit einem*einer Partner*in entscheidest, die selbst von dieser Ausgrenzungs-Form betroffen ist?  Manche „bi-ethnische“ Beziehungen halten dies nicht aus. Andere schweißt genau dieser gesellschaftliche, emotionale Druck zusammen! Und das feiern wir am Loving Day.

Tipps für eine „andersartige“ Liebe

Egal ob bi-ethnisch, -kulturell, -national, -religiös oder sonst noch „außergewöhnlich“ die Beziehung sein mag. Hier ein paar Tipps für eine Liebe trotz „Andersartigkeit“:

  • Seid euch kristallklar, welche Werte ihr in eurer Beziehung teilt und erinnert euch regelmäßig daran.
    z.B. Sind euch Familie/Kinder heilig oder verbindet euch die Liebe zur Freiheit (Abenteuer und Reisen)? 
  • Kommuniziert viel miteinander, sei es verbal oder non-verbal.
    Falls ihr Familie und/oder Freund*innen verloren habt, führt ein Ritual ein, in dem ihr regelmäßig über Themen sprecht, die euch belasten. Sagt dem*der Partner*in, was ihr an ihm*ihr liebt und zeigt dies auch! Lernt untereinander die Kultur und Glaubenssätze des Gegenübers besser kennen.
  • Seid bereit, einen Perspektivwechsel einzugehen.
    z.B. Wie wäre es, wenn ihr für eine befristete Zeit, in dem (Vorfahren-) Land oder der Kultur eures*eurer Partner*in lebt?
  • Betrachtet die Umstände, die eure Beziehung erschweren und setzt sie in Relation
    Lohnt es sich, täglich über sich wiederholende Kleinigkeiten aufzuregen? Was genau stört mich und warum? Was habt ihr als Paar schon überwunden und gemeistert?
  • Übernehmt Verantwortung
    Wenn das äußere Umfeld zu diskriminierend wirkt, macht es u.U. Sinn, sich ein Neues zu suchen. Umgebt euch mit anderen "andersartigen" Paaren.
  • Lasst euch helfen
    z. B. bietet der Verband binationaler Familien und Partnerschaften oder Beratungsstellen für Anti-Diskriminierung Ratsuchenden Hilfe. Ihr seid nicht allein!

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